Farbe, eine Vielfalt von Informationen, Texturen sowie der unaufhörliche Lärm der Stadt sind die hervorstechenden Aspekte, denen der in Haifa lebende Designer, Pop Art Künstler und ehemalige Marketingexperte Gil Goren in seinen Werken Ausdruck verleiht. Gorens erste Solo-Ausstellung im Jahr 2014 präsentierte verschiedene Werke, die sich auf Kultur, Umgebung, Sprache und die lebendige Landschaft der Stadt bezogen. Seine Werke werden mit einer besonderen Technik geschaffen, die Zeichnungen, Fotografie sowie dreidimensionalen Druck auf Materialien wie Papier und Holz kombinieren, um ein farbenfrohes Mosaik mit Sätzen zu schaffen, welche auf die Bedeutung und das Konzept der Arbeit hinweisen.
„Unter allen modernen Kunstbewegungen habe ich die größte Beziehung zur Pop-Art der 60er. Meine Helden sind die Künstlergruppe um Andy Warhol, Jasper Johns, Roy Lichtenstein und Sir Peter Blake. Meine Arbeit ist ein Dialog mit Pop Art, Kubismus und Futurismus sowie einem großen Anteil von Straßenkunst. Aus diesen Komponenten schaffe ich eine Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Kunstwert, der Nachricht und dem Ort. Ich bin selbst ständig überrascht von dem Farbenreichtum meiner Ausstellungsstücke – Objekte, die das Publikum im Alltag als transparent oder grau wahrnimmt“, so Goren.
Gorens Arbeit wird in Galerien weltweit ausgestellt, einschließlich in den USA, den Niederlanden, Hongkong und Australien. Im kommenden Jahr werden seine Werke in Ausstellungen und Kunstveranstaltungen in China, den USA und Kanada ausgestellt. Seine frühen Werke zogen die Aufmerksamkeit der Kuratorin Shirley Meshulum auf sich, welche die Grundlage für eine neue Ausstellung in seiner Heimatstadt in der Grand-Art Gallery im Grand Canyon schuf. Die Ausstellung mit dem Namen „The city – downtown“ stellt eine Reihe von Werken dar, die sich auf die Lieblingsstädte des Künstlers, New York und Haifa, beziehen.
„In jeder freien Minute ging ich ins Stadtzentrum, um Fotografien zu sammeln“, erinnert sich Goren, „In der Eile des Lebens tendieren wir dazu, die wahren Dinge zu verlieren. Deswegen fotografiere ich die unsichtbaren Dinge, an denen Leute vorbeigehen, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Zu Beginn fürchtete ich, dass die Arbeit vergleichbaren Werken über New York zu ähnlich sein würde, aber zum Glück macht die hebräische Sprache sie einzigartig, und die Landschaft wird von vollkommen anderen Farben dominiert“.
(City – downtown by Gil Goren. Foto: Shay Ben-Yitzhak)
Gorens interaktive Installation, die Teil der Ausstellung ist, lädt Besucher dazu ein, Dutzende von Fotos verschiedener Größe, die auf einem einzelnen Bild basieren und auf hölzerne Blöcke gedruckt sind, zu arrangieren, um ein Bild zu schaffen, das aus Hunderten von Teilen besteht, die visuelle Inhalte mit Bildern und Texten nutzen, die Goren mit seiner Kamera aufgenommen hat.
Im vergangenen Oktober wurden Gorens Werke in Lucien Kriefs Matsart Galerie in Jerusalem ausgestellt. Die Ausstellung mit dem Namen „Holy City“ eröffnete den neuen Flügel der Galerie und bestand aus 20 neuen Werken, die von den Städten New York und Jerusalem inspiriert wurden. Die letztere Stadt wird aus Gorens einzigartiger Perspektive dargestellt, durch ein einzigartiges Prisma, das mit dem Ort, seiner Geschichte, Judaismus und sogar Zionismus kommuniziert.
(Foto: Ofer Hajuob)
In einigen deiner Interviews hast du dich als „Jäger visueller Ikonen“ bezeichnet. Was ist der Ursprung für deine Arbeit?
„Ich hatte schon immer das Gefühl, dass das Leben an den meisten Menschen einfach vorbeizieht. Die meisten von uns beachten die kleinen Details gar nicht, die unser Leben zu dem machen, was sie sind. Das Gleiche lässt sich auch über das endlose Rennen des Lebens auf den Straßen unserer Städte sagen. Aus diesem Einblick heraus entschloss ich mich dazu, die Welt in meinen Werken durch meine persönliche Perspektive neu zu schaffen und alle transparenten und unsichtbaren Elemente der urbanen Landschaft hervorzuheben.”
Deine Arbeit stellt eine chaotisch-bunte Collage dar. Ein genauer Blick zeigt jedoch die Ordnung im Chaos, ein persönliches Erlebnis, das sich durch deine Arbeit erfahren lässt und welche eine sehr persönliche Aussage über die Perspektive des Künstlers zulässt. Wie sehr sollte deiner Ansicht nach der kreative Prozess die persönliche Erfahrung aufgreifen?
„Für mich muss ein authentischer kreativer Prozess stets mit der persönlichen Lebenserfahrung des Künstlers verbunden sein. Ich kann zum Beispiel keine Blume beschreiben, ohne sie selbst zu riechen, sie zu pflanzen, zu warten, bis sie blüht und verwelkt. Natürlich gibt es Künstler, die andere Wege finden, um Landschaft, Leute, Objekte und Träume zu beschreiben, die es in der Realität nie gegeben hat. Doch in meinen Werken muss der Prozess stets mit der Erfahrung selbst verbunden sein. Diese Jagd nach all den Elementen, aus denen das Werk besteht, ist ein integraler Bestandteil des Werks selbst: Jedes Element eines Werkes ist etwas, was ich selbst berührt und erforscht habe, manchmal sogar rekonstruiert, um etwas Neues daraus zu schaffen.“
Was steht als nächstes an?
„Im Januar 2017 wurde ich eingeladen, in drei verschiedenen Ausstellungen in New York auszustellen. Eine davon ist die Mayson Gallery, genau genommen die zweite Ausstellung, an der ich mich beteilige, seit ich als Gastkünstler der Galerie ausgewählt wurde. Eine weitere sehr spannende Ausstellung, an der ich teilnehme, heißt „No more black targes“. Dabei stelle ich gemeinsam mit 18 berühmten New Yorker Straßenkünstlern sowie einem französischen Straßenkünstler aus. In der Ausstellung geht es darum, auf die Erschießung schwarzer Zivilisten in den USA aufmerksam zu machen. Jeder Künstler steuert seine eigene Interpretation eines schwarzen NYPD Schussziels bei. Die Ausstellung beginnt in New York und reist danach in verschiedene Galerien in den USA.“
Gegen Ende Januar stellst du zudem auch im World Trade Center in New York aus. Beeindruckend.
„Ja, das ist wirklich etwas ganz anderes. Während meiner zahlreichen Spaziergänge in New York habe ich einige tolle Freunde kennengelernt, die Straßenkunst von der akademischen Seite analysieren und mit denen ich in Kontakt geblieben bin. Jedes Mal, wenn ich in New York bin, treffen wir uns und diskutieren Kooperationsideen. Vor Kurzem tauchten sie in einer Ausstellung in New York mit einigen bekannten Straßenkünstlern auf und wir spürten einfach eine tiefe Verbindung, die sich zu einer erfolgreichen und produktiven Beziehung entwickelte.
„Die bevorstehende Ausstellung namens „Street to Tower“ beinhaltet 40 führende urbane Künstler aus New York, darunter Ron English, Crescent, layer cake und andere, die in enger Verbindung zu den Straßen der Stadt und den vier Wolkenkratzern des World Trade Centers in New York stehen. Die für die Ausstellung gewählten Werke sprechen die Beziehung zwischen der Straße und der Großstadt an. Jeder Künstler wurde dazu gebeten, eine Arbeit zum Big Apple, der Flamme oder der Fackel der Freiheitsstatue zu schaffen.
„Mein Werk stellt eine persönliche Variation zu den Themen Freiheit, Wachstum und Macht in New York sowie der Beziehung zwischen Straße und den Wolkenkratzern des World Trade Centers dar. Zu meiner großen Begeisterung wurde ich darum gebeten, vier verschiedene Skulpturen für jeden Wolkenkratzer zu schaffen. Die erste Statue, mit einer Höhe von 2 Metern, wurde von einem Vers im Buch Sacharja inspiriert: „Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf seinen Straßen spielen”. Es spielt mit der Idee eines Wolkenkratzers, der von Bildern von Kindern umgeben ist, die in der urbanen Landschaft spielen.
Gorens neue Skulptur wird im Januar 2017 im NYX Hotel Tel Aviv enthüllt und dort vier Tage lang ausgestellt, bevor sie zur Ausstellung nach New York gesendet wird. Die Skulptur wird neben anderen Werken des Künstlers ausgestellt, welche als Teil des architektonischen und Innengestaltungs-Verfahrens des Architekten Ari Shaaltiel ausgewählt werden. Grundlage für die Auswahl ist der Wunsch des Architekten, Kunstwerke zu wählen, welche den urbanen Vibe des Hotels ergänzen und für die internationale, zeitgenössische Kunstszene unverzichtbar sind.
Ikonenjäger – Künstler Gil Goren. (Foto: Ofer Hajoub)
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